Schwartzkopff    Bonn

In der Nachkriegszeit wurde alles, was über das Thema Eintauchvorgang an Berichten, Mikrofilmen und Veröffentlichungen noch zu beschaffen war, im Auftrag des neu entstandenen "Amt Blank" von der Firma

                                                              Berliner Maschinenbau
                                                              -Schwartzkopff Brühl-
gesammelt und aufgelistet.

Hier entstand eine ähnliche Versuchsanlage, wie H.G.Snay sie verwendete. Sie bestand aus einem Einschußbecken, Leuchtwänden, einer Druckluftkanone und einer Fastax-Hochgeschwindigkeits-
kamera.

Die folgende Abbildung zeigt die Versuchsanlage in einem späteren Ausbaustadium nach einem Firmen-Umzug nach Bonn.

Mit der ursprünglichen Anlage, die etwa 1960 entstand, wurden unter anderem Modellversuche zur Klärung des Eintauchverhaltens von Flugzeugtorpedos durchgeführt.

Das Problem bestand darin, Flugzeugtorpedos, die für den Einsatz im Ozean entwickelt worden waren, flachwassertauglich zu machen, sodass sie auch in der Ostsee eingesetzt werden konnten. Die in den USA gekauften Torpedos tauchten nämlich nach dem Abwurf auf ca. 50 m Tiefe ab, ehe die Steuerung sie auf eine normale Lauftiefe einregelte.

Aus den Untersuchungen von Snay war bekannt, dass beim Eintauchen große Eintauchblasen erzeugt werden, die ein Wirksamwerden der Steuerorgane auf langer Strecke verhindern. Deshalb mußte versucht werden, die Eintauchblase zu verkleinern.

Hierfür boten sich zwei Möglichkeiten an:

Die erste bestand darin, den Torpedo mit einem zentralen Stift zu versehen, der in der Eintauchphase eine kleinere Eintauchblase erzeugt und damit eine frühere Steuerbarkeit gewährleistet. In Einschuß-
versuchen mit Torpedomodellen konnte die Wirksamkeit dieser Maßnahme bestätigt werden.

Eine zweite Möglichkeit wurde von W.Trinks, BMVg (Bundesministerium für Verteidigung), vorgeschlagen. Sie bestand darin, einen Wasserstrahl aus dem Torpedokopf unmittelbar vor der Wasserberührung auszuschießen. Diese Technik wurde ebenfalls im Modellversuch erprobt und erwies sich als vorteilhafter, da eine noch kleinere Eintauchblase erzeugt wurde.

Beide Möglichkeiten wurden jedoch nicht realisiert, vermutlich da sie umfangreiche Veränderungen im Kopfbreich des Torpedos erfordert hätten.

Als technische Lösung des Problems wurde der sogenannte "Heckpralltrichter" entwickelt. Er bestand aus einem trichterförmigen Aufsatz am Heck des Torpedos. Dieser verhinderte, dass der Torpedo sich an den oberen Blasenrand anlegen konnte. Ein zu tiefes Eintauchen wurde hiermit verhindert.

In der Folgezeit wurde bei Schwartzkopff die Versuchtechnik verbessert, die Eintauchgeschwindigkeit der Modelle gesteigert und die Eintauchtechnik auf Horizontalschüsse unter Wasser ausgedehnt.

In dieser Zeit wurden hier auch die Arbeiten von Reichardt und Münzner bekannt. Es ergab sich eine im Rahmen der Meßgenauigkeit genaue Übereinstimmung zwischen Experiment und Theorie.

1974 waren die Ergebnisse von Horizontalschüssen unter Wasser so erfolgreich, dass der Sachbearbeiter im BMVg eine 1-seitige "Abteilungsleitervorlage" anforderte, um auch andere interessierte Stellen zu informieren:

Das BMVg zeigte jedoch keinerlei Reaktion.

1975 wurde der Ministerialrat Dr. Walter Trinks aus dem BMVg   65 Jahre alt und mit einem Festakt verabschiedet. Ihm zu Ehren veröffentlichte das Ministerium eine umfangreiche Festschrift. Ein Beitrag daraus befaßte sich mit der Berechnung von Eintauchblasen (Lit.4).
Da diese Literaturquelle möglicherweise schwer zu beschaffen ist, wird der Beitrag im Anhang 1 dargestellt.

1975 wurde auch ein Zwischenbericht (Lit.5) im BMVg abgegeben mit dem Thema: "Widerstandsarmer Lauf von Rotationskörpern in Kavitationsblasen". Hier wurden Berechnungen mittels der Reichardt`schen Kavitationsblasen-Gesetze vorgenommen und Anwendungsmöglichkeiten aufgezeigt.

In der Zusammenfassung heißt es:

"Durch Ausnutzung von Kavitationserscheinungen läßt sich bei Rotationskörpern von annähernd ellipsoidischer bzw. halbellipsoidischer Gestalt die Oberflächenreibung des Wassers weitgehend vermeiden. Unter bestimmten Voraussetzungen kann der sogenannte „vollkavitierende“ Unterwasserlauf erreicht werden, der charakterisiert ist durch einen erzwungenen Strömungsabriss am Kopfteil des Körpers, wobei eine langgestreckte Kavitationsblase gebildet wird, die sich erst hinter dem Körper schließt. Auf diese Weise wird der überwiegende Teil des Körpers nur von der Gasfüllung der Kavitationsblase umhüllt und trägt deshalb zum Widerstand nur unwesentlich bei.

Die erreichbare Widerstandsminderung, gekennzeichnet durch den Widerstandsbeiwert cw , ist umso größer, je höher die Geschwindigkeit und das Längen-Durchmesser-Verhältnis des Körpers ist. Während bei vollumströmtem Körper der Widerstandsbeiwert im allgemeinen bei 0,3 bis 0,1 liegt, können im „vollkavitierendem“ Zustand ohne großen Aufwand um Größenordnungen niedrigere Werte erhalten werden.

Das Prinzip des widerstandsarmen, vollkavitierenden Laufes läßt sich mit Gewinn an Reichweite oder Geschwindigkeit auf nahezu jeden Wasserlaufkörper anwenden. Es werden einige theoretisch mögliche Beispiele beschrieben, wie Unterwaser-Wuchtgeschosse mit Durchschnittsgeschwindigkeiten von 800 m/s bei Reichweiten über 1000 m; weitreichender, geräuscharmer Torpedo mit Geschwindigkeiten bis 50 m/s; Sprenggeschoß gegen Hubschrauber, verschossen vom getauchten U-Boot; flach eintauchende Anti-Schiffsrakete."

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